Exkursion des Waldbauvereins in den Böhmerwald

Waldbauverein Altenkirchen auf Lehrfahrt in den Böhmerwald. Reisebericht unseres Mitglieds Herrn Günter Brandenburger.

2014-Boehmen-Gruppenbild20.07.14

  • Abfahrt 6.00h nach Böhmen:
  • Eine wunderschöne Reise nahm ihren Anfang – alle Reisenden waren sehr pünktlich, wenn auch der Bus 2 einen kleinen Abstecher fahren musste, da ein Ehepaar ihre persönlichen Papiere und ihr Portemonnaie vergessen hatten
  • Nicht nur die Versorgung mit heißen und kalten Getränken war sehr zufriedenstellend, sondern auch die Reisestimmung war von besonderer Atmosphäre begleitet. So sangen alle Insassen des Busses mit, als einige Heimatlieder angestimmt wurden. Ein eigens für die Reise vorbereitetes Liederheft sorgte auch für die entsprechende Textsicherheit.
  • Die Kommunikation der beiden Busfahrer Marliese Schneider (Bus 1 Oberkreis) und Dirk Brandenburger(Bus 2 Unterkreis) klappte hervorragend, so dass sich unsere beiden Reisegruppen auf der A3, kurz hinter Frankfurt auf einem Rastplatz trafen.
  • Mit großer Geduld und fahrerischem Können hatten unsere „Buspiloten“ auch die größeren Staus auf der A3 souverän bezwungen und uns an das Ziel gebracht
  • Die Ankunft im Hotel Padhrad in Hluboka um 18.30h, bei immer noch subtropischen Außentemperaturen von über 30°C wurde mit einem kräftigen Applaus für die beiden Fahrer honoriert
  • Auf dem Hof des Hotels haben wir die Zimmerverteilung vorgenommen
    • frisch, aber doch etwas müde ging es zum Abendessen
    • ausklingen ließen wir den Abend bei kühlen Getränken und angeregten Gesprächen auf der Hotelterrasse oder in den Gesellschafträumen

21.07.14

  • Erster Ausflugstag in Böhmen:
  • Jeweils von 7.00-9.00h gab es Frühstück mit allen Angeboten des gehobenen Standards
  • 10.30h, alle waren pünktlich am Bus zur Abfahrt zum Baumwipfelpfad (BWP) nach Lipno nad Vltavou.
  • Auch unsere überaus sympathische, tschechische Reiseleiterin Alexandra Klouboucnikova – wir durfte sofort Alexandra sagen begrüßte alle Reisende des Busses 2.
    • Sie hatte uns mit sehr viel wissenswerten und interessanten Informationen zur Geologie, Ökonomie, Geschichte, zur Landschaft und den Menschen mit ihrer Lebensweise berichtet.
  • Nahe dem Zielort sahen wir schon die verzweigten Ausbuchtungen des Stausees Lipno. Er ist nicht nur der größte Stausee, sondern oberdrein auch der größte Binnensee der Tschechei. Der See trägt den Namen des am Ufer gelegenen kleinen Örtchens LIPNO.
    • Um den Baumwipfelpfad (BWP) zu erreichen, musste der vor uns liegende ca. 1000m hoch gelegene Berg erreicht werden. Der Ausgangspunkt, unser Parkplatz und die umliegenden Restaurationen für die vielen ankommenden Gäste lagen bei ca. 700m.
    • Der BWP konnte auf verschiedener Weise erreicht werden – zu Fuß über einen Waldweg, mit dem Mountainbike oder aber mit dem Sessellift. Natürlich fuhren alle mit dem 4-Personen-Lift, mit Blick auf die herrliche Waldlandschaft.
    • Der BWP ist eine echte Attraktion!
    • Über einen allmählich ansteigenden ca. 5m breiten Holzsteg gelangten die Besucher immer höher und höher bis über die Baumwipfel. Der in einem großen Bogen angelegte Steg, begeisterte gleichzeitig auch als Lehrpfad. In gewissen Abständen konnten sich die Besucher über die Besonderheiten des Waldes, dessen Kultivierung, Erhaltung und seiner Fauna, leider nur in tschechischer Schrift, aber in international verständlichen Bildern informieren.
    • Seitlich neben dem Hauptaufstieg waren interessante Hindernisse aufgebaut über die die Besucher laufen, hangeln oder balancieren konnte. Alle Ausführungen in verschiedenster Kreation hatten eine direkte oder indirekte Verbindung zum Wald, Bäumen und deren unterschiedlichsten, künstlerischen Aufbereitung. Die Hindernisse wurden von vielen Besucherfamilien gerne genutzt.
    • Überhaupt schien der BWP das willkommene Ausflugsziel vieler tschechischer Familien zu sein. Wir, die etwas älteren Besucher aus dem Westerwald gingen lieber auf dem breiten, sehr stabil wirkenden Steg.
    • An den Wipfeln angekommen ging es nochmals über 20m kreisförmig weiter. Das Bauwerk erinnert an eine überdimensionale breite Turmbesteigung, jedoch ohne Mauern. Eine wahre Freude für alle, die sich die wunderbaren Ausblicke nicht entgehen ließen.
    • Eine tolle Meisterleistung ist die ca. 40m hohe Anlage ohnehin. Bis auf die Gründung des Fundaments waren fast alle konstruktiven Bauteile aus ganzen Holzstämmen oder halt aus entsprechenden Holzzuschnitten.
    • Für den Abstieg von der Mittelhöhe hatten sich die Planer noch eine Attraktion, besonders für die Kinder einfallen lassen. Über eine riesige, geschlängelte Rutsche konnten die kleinen Abenteurer den Abstieg binnen kürzester Zeit in besonderer Art und Weise erleben. Auch einige Erwachsene erfreuten sich daran und nutzten diese Gelegenheit nach unten zu kommen.
    • Für die Abfahrt mit dem Sessellift hatte sich etwas kühleres Wetter angesagt manch einer war froh die Windjacke aus dem Kleingepäck hervorholen zu können
  • nach diesem Naturerlebnis ging unsere Reise in Richtung Hotel, jedoch mit einem kleinen Umweg über Vyssi Brod zum geistigen Zentrum Südböhmens. Ein Zisterzienserkloster, welches in der Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet wurde, galt über viele Jahrhunderte nicht nur für die böhmische Bevölkerung als Ausrichtung zur geistigen Erbauung und Stärkung.
    • Das Kloster wurde während der sozialistischen Regierung in Staatseigentum übertragen. Erst seit der Wende 1989 hat die neue Staatsregierung einen Teil der Klosteranlagen der katholischen Kirche zurückgegeben – zu welchem Preis ist jedoch nicht bekannt.
    • Nicht alle Gebäudekomplexe sind zurzeit renoviert, was jedoch nach Klärung der zukünftigen Besitzverhältnisse verändern wird.
    • Während der Besichtigung der Klosterkirche hat sich unsere Reisegruppe spontan zu einem kleinen geistigen Lobpreislied auf der Empore zusammengefunden. Es waren fast alle, die in das Lied „Dona nobis pacem“ einstimmten. Eine wunderbare, anrührende Begebenheit.
  • Das schwül heiße Wetter das Nachmittages entlud sich auf unserer Heimfahrt ins Hotel in einen wahren Gewittersturm. Mit langsamem Tempo erreichten wir sicher unser Hotel. Doch auf dem kurzen Weg zum Hoteleingang gab es für einige eine angenehme, wenn auch unfreiwillige Abkühlung. Leider konnten einige Businsassen, die sich mit einem Schirm vorgesorgt hatten, nicht an dem Spaß teilhaben.

23.07.14

  • Nach unserem Frühstück blickten wir bereits auf unseren letzten Tag unserer Exkursion. Dieser sollte aber noch für große Entdeckungen sorgen.
  • Es stand die etwas längere Fahrt zum Schwarzenberger Schwemmkanal an. Auf dem Weg dorthin wurden wir von unserer neuen Reiseleiterin Frau Maria Soukalova aufs Beste mit weiteren Informationen über die Besonderheiten der Region versorgt.
    • Auch auf unserer Anfahrt zum Schwemmkanal fuhren wir wieder durch Budweis und am Lipno-Stausee vorbei, bis wir zur Mittagszeit das Restaurant Marlin in Nova Pec erreichten.
    • Unsere Fahrt setzten wir nach einer ausgedehnten Pause fort. Es war eine abenteuerlich anmutende Strecke von ca. 10 km. Abenteuerlich deshalb, weil die Straße gerade mal so breit war wie unsere Busse. Die Fahrt führte an kleinen Seen und an ehemalige Moorlandschaften vorbei. Auch sahen wir allein stehende Bauernhöfe mit Ammenviehhaltung oder Schaf- und Ziegenzucht. Entgegenkommende PKWs mussten den Rückwärtsgang einlegen und bis zur nächsten Bucht zurücksetzen. Aneinander vorbei ging leider nicht.
  • Nun kamen wir an dem ersehnten Ziel an – einige allein stehende Häuser und Schuppen, dazu ein überschaubarer Parkplatz und das mitten im Waldgebiet erregte damit schon unser Interesse.
  • Gleich wurden wir auch von dem Schwemmmeister abgeholt, um uns an einem riesigen Landschaftsmodell die geographische Lage des Schwemmkanals zu erklären.
    • Das Relief des Modells hatte eine Ausdehnung von 5x3m und der Verlauf des Kanals konnte durch Leuchtmarkierungen erkenntlich gemacht werden.
    • Viele Erläuterungen durch den Schwemmmeister stießen bei unserer Gruppe auf großes Interesse
    • So erhielten wir die Informationen:
    • dass der Kanal insgesamt einmal 42km lang war und bis ins österreichische Staatsgebiet hineinreichte
    • dass der Kanal die Flüsse Moldau und Donau als Wirtschaftsstraße miteinander verbinden sollte
    • dass der Kanal als natürlicher Transportweg für den Abtransport von Baumstämmen aus den Höhenlagen des Böhmerwaldes bis zu den Verwertungsstellen oder zu den Verladeplätzen dienen sollte
    • dass der Kanal ein stetes Gefälle von 0,25% hat
    • dass der Ideengeber und Baumeister der Ingenieur Josef Rosenbauer (1735-1804)
    • dass ein 700m langer Tunnel gebaut wurde, um eine Bergkuppe von ca. 19km einzusparen
    • dass fürs Schwemmen viele Helfer, die sogenannten Schwemmer erforderlich waren
    • dass auf der Gesamtstrecke des ehemaligen Kanals bisher nur wenige und kleine Teilstrecken rekultiviert wurden
    • dass man die Hoffnung hat, den gesamten Kanal wieder zu reaktivieren und ins Weltkulturerbe zu erheben.
  • Nun ging es zur praktischen Übung.
    • Der Schwemmmeister und drei Schwemmer in traditioneller Tracht, die eigens aus Österreich angereist waren übernahmen das Geschehen.
    • as vor uns liegende Teilstück des Kanals war mit Wasser geflutet – etliche Kurzstämme wurden mit Schwemmhaken ins Wasser geworfen – der Schwemmmeister rief einen Schwemmspruch aus - auf das Kommando des Meisters öffneten zwei Schwemmer das 100m abwärts liegende Wehr – und so bewegten sich die Stämme gemächlich Kanalabwärts. An einem weiteren Wehr mussten die Stämme wieder an Land gezogen werden, womit die Vorführung auch ihr Ende fand.
    • Auch einige Gruppenteilnehmer durften mit den Schwemmhaken bei der Demonstration Hand anlegen.
    • Die anschließende Besichtigung des Schwemmtunnels rundete die sehr gelungene Exkursion ab.
  • Zurück im Hotel erwartete uns nach dem Abendessen ein musikalischer-tänzerischer Höhepunkt.
    • Eine 26 köpfige Trachtengruppe führte traditionelle, böhmische Volksweisen und Tänze auf.
    • Alle Mitwirkenden, 8 Instrumentalisten, 2 x Dudelsack, 2 x Klarinette, 3 x Geige, Bass und Schlagzeug, sowie 10 Sängerinnen und 8 Tanzpaare ließen uns an der wunderbaren ausdruckstarken Vorführung teilhaben. Es dauerte nicht lange bis sich der Funke der Begeisterung auf uns Zuschauer übertrug.
    • Im Anschluss an diese tolle Aufführung unterhielt uns ein Duett mit Musik und Gesang bis weit nach 22.00h. So manches Paar fühlte sich animiert das Tanzbein zu schwingen.
    • Als Intermezzo in einer anderen Art, trug uns unser Mitreisende Walter Ochsenbrücher einige wunderbare Mundartgedichte aus seiner Sammlung vor.
    • Ein wahrlich schöner Abschluss des Tages und der 3tägigen Exkursion in den Böhmerwald.

24.07.14

  • die Heimreise stand an:
    • Die Koffer standen schon vor dem Frühstück gepackt im Foyer.
    • Es hieß Abschied nehmen aus dem schönen Böhmerwald.
    • Zum Gruppenfoto versammelten wir uns zur aufgehenden Sonne vor dem Kirchenportal von Hluboka und sangen gemeinsam einen Morgenkanon.
    • Unsere beiden Busfahrer sorgten für eine sichere Rückreise von einem Aufenthalt im Böhmerwald, der uns sicherlich noch lange in schöner Erinnerung bleiben wird.